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Pressemitteilung Erster Public Women-on-Board-Index NRW

Viel Potenzial für mehr gleichberechtigte Teilhabe bei öffentlichen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen / Erster Public Women-on-Board-Index NRW von FidAR zeigt Handlungsbedarf auf


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Düsseldorf/Berlin, 05.07.2024: Die öffentlichen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen haben bei der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in Führungspositionen noch erhebliches Verbesserungspotenzial. Der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der untersuchten 106 Unternehmen liegt mit 30,2 Prozent deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt der von FidAR im Public Women-on-Board-Index (Public WoB-Index) untersuchten 262 Bundes- und Länderbeteiligungen von 37,1 Prozent. Kaum besser sieht es in den Top-Managementorganen aus, wo mit 20,3 Prozent der Bundesdurchschnitt von 25,7 Prozent ebenfalls klar unterschritten wird. Die nordrhein-westfälischen Landesbeteiligungen schneiden dagegen mit Frauenanteilen in den Aufsichtsgremien von 37,8 Prozent und in den Top-Managementorganen von 27,4 Prozent deutlich besser ab. Das zeigt der erste Public Women-on-Board-Index Nordrhein-Westfalen (Stand 01.10.2023) – eine exklusive Studie der Initiative FidAR gefördert durch das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, die heute in Düsseldorf vorgestellt wird. Untersucht wurden 46 Beteiligungen des Landes, 50 ausgewählte Beteiligungen von Städten und Kreisen sowie zehn ausgewählte Sparkassen in Nordrhein-Westfalen.

An der Spitze des Rankings nach dem Frauenanteil im Aufsichtsgremium und Top-Management steht zum Zeitpunkt der Datenerhebung die Landesbeteiligung Grimme-Institut Gesellschaft für Medien, Bildung und Kultur, gefolgt von Städtische Seniorenheime Dortmund, einer Beteiligung der Stadt Dortmund. Den dritten Platz teilen sich die Landesbeteiligung Film- und Medienstiftung NRW und die kommunale Beteiligung der Stadt Köln SBK Sozial-Betriebe-Köln. Alle vier haben eine rein mit Frauen besetzte Geschäftsleitung. Mit jeweils paritätisch besetztem Aufsichtsgremium und Geschäftsführung erzielt die Sparkasse Bottrop mit Platz 14 die höchste Position bei den untersuchten Geldinstituten. Das Schlusslicht des Rankings hat ein komplett frauenfreies Aufsichtsgremium und Top-Management.

„Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen ist noch immer keine Selbstverständlichkeit. Das gilt insbesondere für die Spitzenpositionen der Wirtschaft – und zwar auch in öffentlichen Unternehmen, die eine Vorbildfunktion besitzen. Der erste Public Women-on-Board-Index Nordrhein-Westfalen ermöglicht uns eine Standortbestimmung für die Unternehmen des Landes, der Kommunen und die Sparkassen. Auf der Basis dieses Status quo kennen wir nun den Handlungsbedarf hier im Land und können Wege aufzeigen, wie wir besser werden können“, erklärt Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. „Mit der Studie setzen wir ein Zeichen und schaffen mehr Transparenz. Wir sind davon überzeugt, dass es genügend hoch qualifizierte Frauen in Nordrhein-Westfalen gibt, die bereit und motiviert sind, Führungsverantwortung zu übernehmen. Bestehende Hindernisse dafür werden wir weiter konsequent beseitigen, um unserem Ziel einer paritätischen Besetzung der Vorstandspositionen in landesweiten Unternehmen näherzukommen.“

Landesbeteiligungen in Nordrhein-Westfalen bei gleichberechtigter Teilhabe vorne
In der Detailbetrachtung zeigt sich ein positives Abschneiden der Beteiligungsunternehmen des Landes. Die Aufsichtsgremien der Landesbeteiligungen liegen mit einem Frauenanteil von 37,8 Prozent weit vor den untersuchten kommunalen Unternehmen (26,2 %) und Sparkassen (24,9 %). Der nach dem Landesgleichstellungsgesetz (LGG) vorgegebene Mindestfrauenanteil in Aufsichtsgremien von 40 Prozent wird beinahe erreicht. Auch im Top-Management schneiden die Landesunternehmen am besten ab. Mit einem Frauenanteil von 27,4 Prozent liegen die nordrhein-westfälischen Landesbeteiligungen sogar über dem von FidAR im Public WoB-Index 2023 ermittelten bundesweiten Durchschnitt des Frauenanteils der Landesbeteiligungen von 23,6 Prozent. Die kommunalen Unternehmen kommen lediglich auf 16,8 Prozent, die Sparkassen bilden mit nur 11,4 Prozent Frauenanteil das Schlusslicht.

„Nordrhein-Westfalen ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie es gelingt, mit höherem politischem Druck und klaren Vorgaben mehr Fortschritte bei der Gleichberechtigung zu erzielen. Denn während die festen Quoten der Führungspositionengesetze des Bundes nur für sehr wenige Unternehmen gelten, fordert das Land über das LGG für wesentlich mehröffentliche Unternehmen einen höheren Frauenanteil ein. Auch diese Vorgaben führen bei den Landesbeteiligungen in NRW zu konkret messbaren Ergebnissen. Das sollte Signalwirkung auch für andere Bundesländer haben“, erklärt FidAR-Gründungspräsidentin Monika Schulz-Strelow, die die Studie federführend betreut hat.

Gravierende Defizite bei den Zielgrößen
Problematisch sind die Ergebnisse der Studie allerdings in Bezug auf die Zielgrößenvorgaben zum Frauenanteil in den untersuchten 106 Unternehmen. 50 der 106 Unternehmen sind gemäß dem „Gesetz zur Ergänzung und Änderung der Regelungen für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ dazu verpflichtet, Zielgrößen für den Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand und den zwei darunter befindlichen Managementebenen festzulegen und zu veröffentlichen. Aber nur von etwa der Hälfte dieser Unternehmen (28, 56 %) liegen Angaben zu Zielgrößen vor. Oftmals fehlt die Information zum Frauenanteil bei Festlegung der Zielgröße, so dass nicht feststellbar ist, ob eine Verbesserung des Frauenanteils angestrebt wird. Zwei Unternehmen haben Zielgröße Null für das Top-Managementorgan festgelegt – das heißt sie planen weiterhin nicht, Frauen in die bislang frauenfreie Führungsetage zu holen.

„Zielgrößen sind eigentlich der Schlüssel für die strategische Erhöhung des Frauenanteils und die Rekrutierung von Frauen für Führungspositionen. Die mangelnde Transparenz und der fehlende Wille zeigen nicht nur in NRW, dass der Druck hier erhöht werden muss. Unternehmen, die der Zielgrößenpflicht unterliegen, sollten sanktioniert werden, wenn sie dieser Vorgabe nicht oder nur unzureichend nachkommen. Die Festlegung und Umsetzung von Zielgrößen müssen von den Unternehmen endlich als Teil der Unternehmensstrategie für mehr Gleichberechtigung verstanden werden. Nur so können sie sich als aufgeschlossene Arbeitgeber positionieren. Dies ist gerade auch für die öffentlichen Unternehmen ein wichtiges Argument, um Mitarbeiterinnen zu gewinnen und so auf allen Führungsebenen mehr Positionen mit Frauen besetzen zu können“, betont FidAR-Präsidentin Prof. Dr. Anja Seng.

Der Public WoB-Index Nordrhein-Westfalen ist eine detaillierte Untersuchung zu Frauen in Führungspositionen öffentlicher Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Untersucht wurden die Aufsichtsgremien und Top-Managementorgane von 106 öffentlichen nordrhein-westfälischen Unternehmen zum Stand 01.10.2023: 46 Beteiligungsunternehmen des Landes Nordrhein-Westfalen, 50 nach Beschäftigtenzahl bedeutende kommunale Unternehmen der fünf einwohnerstärksten Städte Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Köln und der Kreise Kreis Mettmann, Kreis Recklinghausen, Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis und der Städte Region Aachen sowie zehn ausgewählte Sparkassen in NRW.

Der Public WoB-Index Nordrhein-Westfalen wird gefördert vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Studie wurde von FidAR unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Michèle Morner, Leiterin des Wissenschaftlichen Instituts für Unternehmensführung und Corporate Governance in Deimern, erstellt.

Die Studie zum WoB-Index Nordrhein-Westfalen sowie die wichtigsten Ergebnisse können unter https://nrw.wob-index.de eingesehen werden.

Ihre Ansprechpartnerinnen
Prof. Dr. Anja Seng, Präsidentin FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V., Berlin Tel.: +49 (1 51) 12 54 64 60, E-Mail: anja.seng@fidar.de

Monika Schulz-Strelow, Gründungspräsidentin FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V., Berlin Tel.: +49 (30) 887 14 47 13, E-Mail: monika.schulz-strelow@fidar.de

Prof. Dr. Michèle Morner, Wissenschaftliches Institut für Unternehmensführung und Corporate Governance [wifucg], Deimern Tel.: +49 (62 32) 6 54-276, E-Mail: morner@wifucg.de

Pressekontakt
Matthias Struwe | Eye Communications | Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: +49 (7 61) 137 62-21, E-Mail: m.struwe@eyecommunications.de

Über FidAR
FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die 2006 von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle und -kultur an. Ziel der Initiative, getragen von über 1.400 Frauen und Männern, ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.