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FidAR-Präsidentin: "Koalition macht Politik gegen die Frauen" / Gesetzliche Mindestquote für Frauen in Führungsgremien bleibt auf unserer Agenda"

05.06.2012: Ergebnisse des Koalitionsgipfels herbe Enttäuschung für Frauen, FidAR wird Druck für mehr Chancengleichheit in der Wirtschaft weiter erhöhen, Europäische Kommission muss jetzt handeln


  • Ergebnis des Koalitionsgipfels herbe Enttäuschung für Frauen
  • FidAR wird Druck für mehr Chancengleichheit in der Wirtschaft weiter erhöhen
  • Europäische Kommission muss jetzt handeln

Berlin, 05.06.2012: FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow hat die Ankündigung der Koalition, innerhalb der laufenden Legislaturperiode keine Entscheidung über eine gesetzliche Mindestquote für Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft zu treffen, scharf kritisiert. Das Ergebnis des sogenannten „Koalitionsgipfels“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer und dem FDP-Vorsitzenden und Vizekanzler Philipp Rösler sei für alle Frauen eine herbe Enttäuschung, die ein klares Signal der Bundeskanzlerin erwartet hätten.

„Die Bundeskanzlerin hat immer gesagt, wenn es keine ausreichenden Fortschritte bei der Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen gibt, wird der Gesetzgeber einschreiten. Wann wird das Thema endlich Chefsache? Wirkliche Fortschritte sind doch nicht erkennbar“, erklärt FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. „Wir brauchen jetzt eine verbindliche, gesetzliche Regelung für alle börsennotierten und öffentlichen Unternehmen. Dafür gibt es einen breiten überparteilichen Konsens. Wir werden den Druck von allen Seiten erhöhen.“

Nach dem aktuellen Women-on Board-Index von FidAR (Stand 14.05.2012) ist der Frauenanteil an der Führungsspitze börsennotierter Unternehmen in Deutschland seit Januar 2011 lediglich um 2,2 Prozentpunkte gestiegen (www.fidar.de/wob-index). In den Aufsichtsräten und Vorständen der 160 DAX, MDAX, SDAX und TecDAX-Unternehmen sind insgesamt nur 8,7 Prozent Frauen vertreten, davon 13,7 Prozent in den Aufsichtsräten und 3,7 Prozent in den Vorständen. Betrachtet man ausschließlich die Anteilseignerseite der Aufsichtsräte, liegt der Frauenanteil bei nur 5,4 Prozent. Noch immer ist in 57 der 160 DAX-Unternehmen weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand eine Frau vertreten.

„Die deutschen privaten wie öffentlichen Unternehmen haben nach wie vor gewaltigen Aufholbedarf bei der Chancengleichheit. Ein Blick über die Grenzen macht dies sofort deutlich. Veränderungen dürfen nicht an Klientelinteressen scheitern. Politiker müssen auch unbequeme Themen angehen“, betont Schulz-Strelow. „Wenn der FDP 5,4 Prozent Frauen auf der Anteilseignerseite der Aufsichtsräte und 3,7 Prozent Frauen in den Vorständen ausreichen, wundern wir uns über diese „neue“ Bescheidenheit. Uns ist das zu wenig. Es wurde lange genug diskutiert, jetzt ist Handeln gefordert“.

EU-Kommissarin Viviane Reding wird im Herbst eine Entscheidung über Schritte zur Stärkung der Gleichberechtigung auf EU-Ebene treffen. Erwartet wird eine Richtlinie für einen verbindlichen Frauenanteil in Aufsichtsräten. „Eine europaweite Mindestquote für Frauen in Aufsichtsräten wäre die logische und unvermeidliche Konsequenz der geringen Fortschritte in den vergangenen Jahren. Wir sind auf das Ergebnis gespannt“, unterstreicht Schulz-Strelow.

Women-on-Board-Index:Der WoB-Index kann im Internet unter www.fidar.de/wob-index eingesehen werden. Diagramme sowie die ausführliche Studie sind in der Pressestelle erhältlich.