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FidAR Pressekonferenz: Veröffentlichung der aktuellen WoB-Indizes mit Bundesministerin Manuela Schwesig
WER NICHTS PLANT KANN AUCH NICHTS ERREICHEN / WOB-INDIZES VON FIDAR DECKEN WEITERHIN BESTEHENDE DEFIZITE BEI TEILHABE VON FRAUEN IN SPITZENGREMIEN AUF
Berlin, 19.05.2015: Der Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen nimmt kontinuierlich zu. Sowohl die Privatwirtschaft als auch die Unternehmen der öffentlichen Hand haben seit Anfang 2014 mehr Frauen in die Aufsichtsgremien berufen. Doch in den wichtigen Ausschüssen der Aufsichtsräte sind Frauen weiterhin kaum vertreten. Auch in den Vorständen sind nur sehr wenige Frauen präsent – die Zahlen sind hier teilweise rückläufig. Die bislang veröffentlichten Planungsziele zum Frauenanteil in Führungsgremien geben auch keinen Anlass für Optimismus. Nur 1 Prozent der Unternehmen macht bislang konkrete Angaben dazu, welcher Frauenanteil im Vorstand künftig erreicht werden soll. Dies sind drei der wesentlichen Ergebnisse des heute von FidAR erstmals vorgelegten Women-on-Board-Index 100 sowie des aktuellen Public Women-on-Board-Index und des Women-on-Board-Index der 160 DAX-Unternehmen (www.wob-index.de).
Bundesministerin Manuela Schwesig: „Schon die Debatte über das Gesetz und der öffentliche Druck haben dazu geführt, dass sich Unternehmen diesem Thema stellen. Die WoB-Indizes zeigen aber, dass noch eine ganze Menge zu tun ist. Das Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern ist notwendig. Ich bin überzeugt: Es wird zu einem Kulturwandel in der Arbeitswelt führen.“
„Die verstärkte Präsenz von Frauen in den Aufsichtsräten lässt hoffen. Besonders die DAX-Konzerne senden ein klares Signal, dass genügend qualifizierte Frauen für die Kontrollgremien bereit stehen. Aber die Zahlen sehen nur auf dem Papier gut aus. Die Frauen müssen in den Konzernen dorthin, wo entschieden wird: In die Ausschüsse der Aufsichtsräte, wie etwa den Nominierungs- und Präsidialausschuss. Nur aus diesen Positionen heraus können sie die Veränderung der Unternehmenskultur mit beeinflussen“, erklärt FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow.
Für 101 Unternehmen gilt ab 2016 die 30-Prozent-Quote
Mit dem Women-on-Board-Index 100 legt FidAR erstmals ein Ranking der von der fixen Quote betroffenen börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen vor. 101 Unternehmen wurden ermittelt und analysiert, die ab 2016 bei Neubesetzungen im Aufsichtsrat einen Frauenanteil von 30 Prozent erreichen müssen. Aktuell liegt dieser für die 101 Unternehmen bei 22,1 Prozent, in den Vorständen bei 4,8 Prozent. 24 der Unternehmen erreichen bereits jetzt einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent im Aufsichtsrat. 60 Prozent der Unternehmen haben ein konkretes Planungsziel für den Aufsichtsrat, aber nur 1 Prozent für den Vorstand veröffentlicht. 33 Prozent nennen ein allgemeines Planungsziel für Führungspositionen.
Wenig Fortschritte bei öffentlichen Unternehmen – Bundesbeteiligungen liegen vorne
Der 2014 erstmals publizierte Public Women-on-Board-Index von FidAR wurde in seiner aktuellen Ausgabe stark erweitert und untersucht nun einen repräsentativen Querschnitt von 375 Unternehmen auf allen föderalen Ebenen, also Bund, Ländern und Kommunen. Weiterhin sind Frauen in den Spitzengremien der öffentlichen Hand unterrepräsentiert. Zwar liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien durchschnittlich bei 26,5 Prozent und in den Top-Managementorganen bei 15,5 Prozent – bei einem großen Teil der Gremien besteht aber noch erheblicher Verbesserungsbedarf.
Deutlich höhere Werte erzielen die unmittelbaren Mehrheitsbeteiligungen des Bundes, die im Rahmen der Studie gesondert untersucht wurden. Dort liegt der Frauenanteil in den Managementorganen bei 22,1 Prozent.
DAX-Konzerne ohne Plan(ung) bei Diversity
Im Women-on-Board-Index der 160 im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX notierten Unternehmen (Stand 14.01.2015) sorgen die DAX-30-Konzerne für spürbare Bewegung. In 4 Jahren wurde der Frauenanteil in den Aufsichtsräten auf 19,6 Prozent fast verdoppelt (01/2011: 10 Prozent). Bei den Vorständen bleibt die Entwicklung dagegen rückläufig, nur 5,4 Prozent sind weiblich (01/2011: 3 Prozent) – 2013 lag der Wert noch deutlich über 6 Prozent.
Die Zahl der Unternehmen, die konkrete Planzahlen für den angestrebten Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand und Führungspositionen veröffentlichen, ging im Vergleich zu den Vorjahren signifikant zurück. Nur noch 45 Prozent (01/2014: 50 %) der Unternehmen geben ein Planungsziel für den Aufsichtsrat an, nur 1 Prozent (01/2014: 7 %) für den Vorstand und lediglich 23 Prozent (01/2014: 29 %) für Führungspositionen. 32 frauenfreie Führungsetagen (01/2011: 74) machen deutlich, dass jedes fünfte DAX-Unternehmen noch weit von jeglicher „angemessenen“ Vertretung von Frauen in Führungsgremien entfernt ist.
Probleme bereiten die Zielgrößen
Die Untersuchungen rücken das eklatante Defizit bei der Bestimmung von Zielgrößen für den Frauenanteil in Führungspositionen in den Mittelpunkt. Sie sind nach dem am 1. Mai 2015 in Kraft getretenen Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst ab September 2015 für alle börsennotierten oder mitbestimmten Unternehmen vorgeschrieben.
„Die Frist läuft. Bei der strategischen Aufgabe, Zielgrößen für den Frauenanteil in Aufsichtsräten, Vorständen und den obersten Managementebenen zu definieren, besteht großer Handlungs- und Aufklärungsbedarf. Das gilt für die Privatwirtschaft genauso wie für den öffentlichen Sektor. Wer nichts plant, kann auch nichts erreichen. Wir werden die Entwicklung beobachten und auch in den WoB-Indizes transparent machen“, betont Schulz-Strelow.
Die WoB-Indizes werden vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Der Public WoB-Index wird von Prof. Dr. Ulf Papenfuß von der Universität Leipzig wissenschaftlich begleitet.
Die ausführlichen Studien zu den WoB-Indizes mit allen Rankings können im Internet unter www.wob-index.de und www.public-wob-index.de eingesehen werden.
Ihre Ansprechpartnerin
Monika Schulz-Strelow, Präsidentin FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V.
Tel.: +49 (30) 887 14 47 13, E-Mail: monika.schulz-strelow@fidar.de
Pressekontakt:
Matthias Struwe | Eye Communications | Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (7 61) 137 62-21, E-Mail: m.struwe@eyecommunications.de
Über FidAR:
FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e.V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die 2005 von Frauen in Führungsposition in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle an. Ziel der Initiative ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.