Frauen in Spitzengremien öffentlicher Unternehmen kaum präsent/ FidAR sorgt mit Public WoB-Index für Transparenz
FidAR-Pressemitteilung vom 19.12.2013
„Öffentliche Unternehmen kommen ihrer Verantwortung bei Diversity nur unzureichend nach“
Public WoB-Index erhöht der Veränderungsdruck auf die Entscheider
Berlin, 19.12.2013: Frauen sind in den Spitzengremien der öffentlichen Unternehmen in Deutschland nach wie vor stark unterrepräsentiert. Während für börsennotierte, voll mitbestimmte Unternehmen ab 2016 zumindest bei Neubesetzungen eine gesetzliche Mindestquote von 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten gelten soll, fehlt im Koalitionsvertrag eine klare Aussage, wie die Missstände bei der Gleichberechtigung in Unternehmen mit Beteiligung des Bundes, der Länder und Kommunen beseitigt werden sollen. Die Formulierungen im Vertrag lassen Interpretationen zu, sind aber nicht eindeutig. Das Europäische Parlament hat dagegen Ende November beschlossen, dass zumindest für öffentliche börsennotierte Unternehmen in der EU bereits ab 2018 eine verpflichtende Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte gelten soll. Über die Richtlinie muss nun der EU-Ministerrat entscheiden.
Bislang liegen kaum belastbare Untersuchungen zum Anteil von Frauen in den Spitzengremien öffentlicher Unternehmen vor. FidAR wird dieses Defizit beseitigen und im Frühjahr 2014 erstmals den Public Women-on-Board-Index veröffentlichen. Der Public WoB-Index ist das erste Ranking von Unternehmen der öffentlichen Hand nach dem Frauenanteil in Aufsichtsrat und Geschäftsführung. Das Projekt wird von Prof. Ulf Papenfuß von der Universität Leipzig wissenschaftlich begleitet und vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
„Die öffentlichen Unternehmen haben eine Vorbildfunktion. Bei Diversity-Fragen geht die öffentliche Hand sie aber oft mit schlechtem Beispiel voran. Mit dem Public WoB-Index sorgen wir für Transparenz. Wir brauchen nicht nur bei den DAX-Konzernen sondern auch im öffentlichen Sektor Chancengleichheit für Frauen und Männer“, erklärt Monika Schulz-Strelow, Präsidentin von FidAR. „Noch fehlt der öffentliche Druck auf die Politik, Aufsichtsräte und Verwaltungen, in denen die Entscheidungen über die Besetzung von Aufsichtsrat und Geschäftsführung der Unternehmen getroffen wird. Hier setzen wir mit dem Public WoB-Index an. In Zukunft wird sich niemand mehr verstecken können. Wir lassen die Zahlen sprechen.“
Der Public WoB-Index wird den Anteil von Frauen in den Führungspositionen der 220 größten öffentlichen Unternehmen laufend dokumentieren. Der Index umfasst alle Unternehmen mit unmittelbarer Beteiligung des Bundes über 50 Prozent der Gesellschaftsanteile sowie alle vom Bund mittelbar beherrschten Unternehmen mit eigenem Aufsichtsrat, Jahresabschluss und Internetauftritt; des Weiteren jeweils die 5 gemessen an der Bilanzsumme größten Unternehmen pro Bundesland, an denen die jeweilige Gebietskörperschaft mit über 50 Prozent beteiligt ist und die über einen eigenen Geschäftsbetrieb und Aufsichtsrat verfügen; bei Stadtstaaten werden jeweils 10 Unternehmen untersucht; ferner die jeweils 5 gemessen an Bilanzsumme größten Unternehmen der Landeshauptstädte, an denen die jeweilige Gebietskörperschaft mit über 50 Prozent beteiligt ist und die über einen eigenen Geschäftsbetrieb und Aufsichtsrat verfügen.
„Mit dem Public WoB-Index werden wir zeigen, welche Unternehmen von Kommunen, Ländern und Bund bereits jetzt einen angemessenen Frauenanteil aufweisen und wo die Defizite am größten sind. Das Ranking verstärkt den Veränderungsdruck“, betont Schulz-Strelow. „Angesichts der großen Bedeutung der öffentlichen Unternehmen kann nicht hingenommen werden, dass sie in der Frage der gleichen Teilhabe von Frauen und Männern weit hinter der Privatwirtschaft herhinken. Es geht hier nicht mehr um ein ‚nice to have‘. Mehr Diversity heißt bessere Unternehmensführung durch gemischte Teams. Außerdem ist die Bundesregierung nach dem Grundgesetz verpflichtet, die gleiche Teilhabe von Frauen und Männern in allen Teilen der Gesellschaft und der Wirtschaft durchzusetzen. Hieran werden wir sie erinnern müssen.“
Ihre Ansprechpartnerin
Monika Schulz-Strelow, Präsidentin FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V.
Tel.: +49 (30) 887 14 47 13, E-Mail: monika.schulz-strelow@fidar.de
Pressekontakt:
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Über FidAR:
FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e.V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die im Herbst 2005 von Frauen in Führungsposition in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle an. Ziel der Initiative ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.