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Bayernwahl 2018: FidAR Süd Gespräch mit Prof. Dr. Kiechle, CSU

 

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Am 08.10.18 fand das letzte Politikfrühstück mit der Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Frau Professor Dr. Marion Kiechle statt.

Zunächst nahm Frau Professor Kiechle die Gelegenheit wahr, ihren eigenen Werdegang dar-zustellen, wobei sie betonte eine Verfechterin der 30%-Quote zu sein. Als sie vor 18 Jahren als erste Frau in Deutschland einen Lehrstuhl für Gynäkologie übernahm, hatte sie mit vielen Widerständen zu kämpfen. Die konsequente Förderung von Frauen ist ihr ein persönliches Anliegen.

Frau Professor Kiechle ist in die CSU eingetreten, nachdem sie im März 2018 das Amt als Staatsministerin übernommen hat. Bei der Zusammenfassung der wesentlichen Punkte des Wahlprogramms der CSU (an dessen Erstellung sie nicht mitgewirkt hat), fokussiert sie sich vor allem auf das traditionelle Familienbild der CSU und betont die Wahlfreiheit der Familien, welche durch die finanziellen Leistungen des Familiengeldes gegeben werde. Zudem hebt sie den für Bayern geplanten flächendeckenden Ausbau von Ganztagesgrundschulen hervor. Sehr traditionell.

Sollte Frau Professor Kiechle nach der Wahl ihr Amt fortführen können - derzeit erheben potentielle Koalitionspartner bereits Anspruch auf ihr Ministerium – würde sie als Erstes in Angriff nehmen:

1)    ein „Programm für Chancengleichheit“ für die Mitarbeiterinnen in ihrem Ministerium und an den Hochschulen. Bayern hat mit 19,3% unter den deutschen Bundesländern (Durchschnitt 22,3%) die rote Laterne beim Thema „Frauen in Führungspositionen“ an den Universitäten.

 

2)    eine „Wissenschaftskommunikationsstrategie“ - durch verständliche Erklärungen zu aktuellen Forschungsschwerpunkten und deren Nutzen für die Menschen soll für mehr Akzeptanz und Offenheit gegenüber Wissenschaft und Forschung geworben werden.

 

3)    ein „Spitzenwissenschaftsprogramm“ – zur Positionierung im Wettbewerb um SpitzenwissenschaftlerInnen für die Bayerischen Universitäten gegenüber anderen deutschen und internationalen Universitäten. Im Wettbewerb mit internationalen Universitäten sei ein klares Bekenntnis zu Frauen in der Spitzenforschung ein Exzellenz-Kriterium.

Auf die Frage, warum die Frauen in der CSU bislang so wenig Sichtbares in puncto „Gleichberechtigte Teilhabe an Führungspositionen“ erreicht hätten erfuhren die Anwesenden, dass in der CSU bereits seit 2010 eine Frauenquote von 40% für den Parteivorstand wie auch bei den Bezirksvorständen gelte. Das war überraschend und bot die Steilvorlage für die Überleitung zu #ungleichwargestern und die Münchner Selbstverständlichkeiten. Frau Professor Kiechle erklärte sich sofort bereit diese zu unterstützen. Des Weiteren baten wir Frau Daniela Steiner, die anwesende Landesgeschäftsführerin der Frauen-Union (24.000 Mitglieder), für die Frauen-Union in ihrer Gesamtheit die Petition zu zeichnen. Sie wird dies prüfen.

Daneben bemängelte FidAR unter Rückgriff auf Informationen aus den Politikfrühstücken mit der SPD und den Grünen, dass in der Vergangenheit keine fraktionsübergreifende Zusammenarbeit der Parteien bei frauenspezifischen Themen zustande gekommen sei. Auf Bundesebene habe FidAR andere Erfahrungen gemacht. Nur so sei zum Beispiel die Umsetzung des Quotengesetzes möglich gewesen. Ein solches Vorgehen scheint Neuland für die CSU-Frauen und wir dürfen gespannt sein, ob es aufgegriffen wird.

In Summe lässt sich feststellen, dass die politische Darstellung des Themas „Frauen in Führung/Gleichberechtigte Teilhabe“ im Parteiprogramm zur Landtagswahl 2018 nicht vorkommt. Gleichzeitig gibt es starke Einzelpersönlichkeiten, die das Thema nach vorne bringen wollen, allein es fehlt „die Leitfigur“. Frau Professor Kiechle ließ erkennen, dass sie sich dies durchaus zutraue.

Warten wir ab, wie das Wahlergebnis ausfällt und wer danach welches Amt innehat. Auch dieses Politikfrühstück hat gezeigt, wie wichtig der gegenseitige Austausch ist, um das gemeinsame Anliegen von „Frauen in Führung“ umzusetzen und die Beteiligten in die Pflicht zu nehmen.