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FidAR-Pressemitteilung Zielgrößen Zwischenbilanz

Zielgrößen-Zwischenbilanz von FidAR: Unternehmen fehlt Strategie für mehr Diversity / Wachstumsziel Null müsste Gewinnwarnungen auslösen


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Zielgrößen-Zwischenbilanz von FidAR: Unternehmen fehlt Strategie für mehr Diversity / Wachstumsziel Null müsste Gewinnwarnungen auslösen

Berlin, 03.07.2018: Ein Jahr nach Fristablauf der ersten Runde der Zielgrößen für mehr Frauen in Führungspositionen fällt die Bilanz ernüchternd aus. FidAR dokumentiert, dass immer noch knapp die Hälfte der DAX-Unternehmen mit Zielgröße Null planen. Bis 30. Juni 2017 hatten börsennotierte oder mitbestimmte Unternehmen in Deutschland die im September 2015 selbst gesetzten Zielgrößen für den Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand und den obersten zwei Managementebenen zu erreichen. Für die im Anschluss im Jahr 2017 zu definierenden Zielgrößen ist eine maximale Frist bis 30.06.2022 möglich. Die Zielgrößen und die Zielerreichung sind in den Lageberichten zu dokumentieren.

„Die Zielgröße Null ist weder zeitgemäß noch klug. Frauen in den Führungsspitzen der Wirtschaft sind eine Frage der Gerechtigkeit und gleichzeitig „gut fürs Geschäft“. Wer sich als Unternehmen dieser Chance verschließt und sich bei der Besetzung künftiger Führungspositionen mit Frauen das Ziel „0 Prozent“ setzt, schöpft nicht alle Möglichkeiten aus, um erfolgreich zu sein“, erklärt Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey. „Wir werden künftig sanktionieren, wenn die Meldepflicht für die Zielvorgaben für Vorstände und Führungsebenen nicht eingehalten wird. Und wir werden eine Begründungspflicht für die „Zielgröße Null“ einführen. Nichtmelden und ohne Begründung Nullmelden wird dann teuer.“

Die 2015 für die Vorstände vorgelegten Zielgrößen fielen enttäuschend aus. Ambitionierte Zielgrößen mit einer deutlichen Steigerung des Frauenanteils für die Vorstandsebene wurden kaum festgelegt. 158 der im WoB-Index 186 untersuchten im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie der im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen legten im Jahr 2015 eine Zielgröße für den Vorstand fest, 102 davon (64,6 %) hatten im September 2015 keine Frau im Vorstand und gaben als Zielgröße Null an. Nur 22 (13,9 %) der 158 Unternehmen planten insgesamt einen Anstieg des Frauenanteils im Vorstand.

„Mit der Einführung der Zielgrößenpflicht wurde deutlich, dass ein großer Teil der Unternehmen keine Strategie hatte, die rein männlich besetzten Vorstände diverser zu besetzen. Nur ein geringer Anteil der untersuchten Unternehmen haben die Chance genutzt und konkrete Schritte unternommen, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu steigern. Das widerspricht den Beteuerungen, die Wirtschaft werde den Wandel selbst in die Hand nehmen. Die Zielgrößen waren ein weiteres Angebot der Politik, statt einer festen Quote auf freiwillige Regelungen zu setzen, doch es blieb weitestgehend ungenutzt. Je weniger das funktioniert, desto höher muss der politische Druck werden, verbindliche Zielvorgaben auszuweiten“, betont FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow.

Im aktuellen Women-on-Board-Index von FidAR wurden die individuellen Zielgrößen für den Frauenanteil im Aufsichtsrat, Vorstand und in den zwei obersten Managementebenen analysiert, und die 2015 definierten Planungen mit den schon vorliegenden Zielgrößen von 2017 verglichen. Für 114 der 186 im WoB-Index untersuchten Unternehmen liegen bereits neue Zielgrößen ab 2017 vor. Der Trend ist eindeutig: Der Anteil der Unternehmen, die mit Zielgröße Null die Intention des Gesetzes unterlaufen, ist auf 45 Prozent gesunken. Das sind zwar weniger als die 65 Prozent mit Zielgröße Null im Jahr 2015. Aber wenn man die mögliche Frist von 5 Jahren bedenkt, bedeutet das über einen so langen Zeitraum praktisch keine Veränderung – auch wenn sich einige Unternehmen deutlich kürzere Fristen zur Erreichung der Zielgrößen gesetzt haben. Zudem sind es vor allem die 104 der festen Quote unterliegenden Unternehmen, die auch bei den Zielgrößen vorangehen. Sie stehen ohnehin durch die Vorgabe von 30 Prozent Frauen im Aufsichtsrat unter besonderer öffentlicher Beobachtung.

„Zielgröße Null ist als Boykott der Gleichstellung zu werten. Es fehlt die Veränderungsbereitschaft. Die Breitenwirkung der Quote ist noch viel zu gering. Wir unterstützen die Bundesregierung bei ihrem Ziel, Sanktionen zu verhängen und Unternehmen, die mit Zielgröße Null planen, eine Begründung abzuverlangen“, so Schulz-Strelow. „Frauen in Führungspositionen sind nachweislich gut für die Unternehmensführung und den wirtschaftlichen Erfolg. Transparente und gleichberechtigte Karrierewege in den Unternehmen sind Voraussetzung dafür, neue Talente zu gewinnen. Immer mehr Investoren ziehen Gelder aus Unternehmen mit rein männlich dominierter Corporate Governance ab. Es ist unverständlich, dass viele Unternehmen diese Chance erst ergreifen, wenn sie gesetzlich dazu gezwungen werden.“

Zahlen des WoB-Index 185 im Überblick

Im WoB-Index 185 werden die im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie die im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen untersucht. Die Studie ermöglicht den direkten Vergleich der aktuell 104 Unternehmen, die unter die feste Quote fallen, mit den 82 DAX-Unternehmen, die lediglich Zielgrößen definieren und veröffentlichen müssen. Mit Stand 14.01.2018 liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 186 Unternehmen bei 28,1 Prozent (2015: 19,9 %). Die aktuell 104 börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen erreichen bereits 30,9 Prozent (2015: 21,9 %), die 82 nicht der Quote unterliegenden DAX-Unternehmen nur 19,6 Prozent. Der Frauenanteil in den Vorständen der 186 Unternehmen beträgt 7,3 Prozent (2015: 5 %). Bei den 104 börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen liegt der Wert mit 8,2 Prozent Frauen im Vorstand (2015: 4,9 %) nur unwesentlich höher, während bei den 82 Nicht-Quoten-Unternehmen nur 5,8 Prozent erreicht werden.

Der WoB-Index wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die ausführliche Studie zum WoB-Index 185 kann unter www.wob-index.de eingesehen werden.

Ihre Ansprechpartnerin

Monika Schulz-Strelow, Präsidentin FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V.
Tel.: +49 (30) 887 14 47 13, E-Mail: monika.schulz-strelow@fidar.de

Pressekontakt:

Matthias Struwe | Eye Communications | Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (7 61) 137 62-21, E-Mail: m.struwe@eyecommunications.de

Über FidAR:

FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e.V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die 2006 von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle an. Ziel der Initiative ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. FidAR ist aktives Mitglied im europäischen Netzwerk EWoB- European Women on Board (www.ewob-network.eu). Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.