Latest News, Presse über FidAR, Pressemitteilungen

FidAR-Pressemitteilung zum aktuellen WoB-Index

Aktueller FidAR WoB-Index: Wo die Frauenquote gilt, kommen mehr Frauen in Aufsichtsräte / Aber weiterhin stabile 90-Prozent-Männerquote in Vorständen


Pressemitteilung als PDF zum Download.

Berlin, 11.12.2019: Fünf Jahre nach dem Kabinettsbeschluss zur Frauenquote am 11. Dezember 2014 steht fest: Wo die Frauenquote gilt, ziehen mehr Frauen in Spitzenpositionen ein. Das gilt nicht nur für die Aufsichtsräte der aktuell 105 unter die Quote fallenden Unternehmen; auch in den Vorständen dieser Unternehmen liegt der Frauenanteil – allerdings nur marginal – höher.

Nach dem zum 31.10.2019 aktualisierten Women-on-Board-Index von FidAR ist der Anteil der Frauen in den Kontrollgremien der aktuell 186 im DAX, MDAX und SDAX sowie der im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen seit Anfang 2015 um 11,9 Prozentpunkte auf durchschnittlich 31,8 Prozent gestiegen. Die aktuell 105 der Quote unterliegenden Unternehmen erreichen im Aufsichtsrat mit durchschnittlich 34,9 Prozent Frauen (+13,6) einen neuen Höchststand. Die 81 nicht der Quote unterliegenden DAX-Unternehmen haben sich seit 2015 auf 22,4 Prozent (+8,7) gesteigert, bleiben aber weit unter 30 Prozent. In den Vorständen übersteigt der Frauenanteil erstmals die 10-Prozent-Marke und kletterte seit 2015 um 5,1 Prozentpunkte auf 10,1 Prozent – bei den Quotenunternehmen liegt der Anteil bei 10,8 Prozent (+5,9), bei den Nicht-Quotenunternehmen bei nur 8,9 Prozent (+3,7). Damit ist eine stabile 90-Prozent-Männerquote weiterhin gesichert.

„Die feste Quote für die Aufsichtsräte wirkt. Ohne gesetzlichen Druck hätten wir den starken Anstieg des Frauenanteils in Aufsichtsräten nie erreicht. Es ist aber nicht hinnehmbar, dass in den Vorständen kaum Fortschritte gemacht werden. Mit unverbindlichen Empfehlungen allein kommen wir hier offensichtlich nicht weiter“, betont Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey. „Wir sind entschlossen, den Druck auf die Unternehmen zu erhöhen. Wer weiterhin die Zielgröße „null“ meldet und dies nicht plausibel begründet, muss mit Sanktionen rechnen. Die zähe Entwicklung in den Führungsgremien grenzt an eine Verweigerungshaltung. Gemeinsam mit der Bundesjustizministerin werde ich dazu einen Gesetzentwurf vorlegen.“

„Mit Einführung der Frauenquote kam der Durchbruch für die Gleichberechtigung in den Führungsetagen der Wirtschaft. Allerdings nur für einen exklusiven Kreis von 105 Unternehmen. Jetzt muss dieser Erfolg Schule machen: Durch die Ausweitung der Frauenquote auf die Aufsichtsräte aller börsennotierten oder mitbestimmten Unternehmen in Deutschland“, erklärt FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. „Gleichzeitig muss, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, der Druck auf die Unternehmen erhöht werden, die sich mit Zielgröße Null jeglicher Diversity im Vorstand verweigern. Andernfalls ist eine Quote für Vorstände, wie sie aktuell diskutiert wird, die logische Konsequenz.“

In Bezug auf die Zielgrößen für den Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand und den zwei obersten Managementebenen, die alle börsennotierten oder mitbestimmten Unternehmen im Jahr 2017 zum zweiten Mal definieren und veröffentlichen mussten, wird FidAR im Frühjahr 2020 neue Zahlen vorlegen. Nach den aktuellen Daten legen die unter die Quote fallenden Unternehmen ambitioniertere Planungen vor. Mehr als ein Drittel (35,7 %) der Quoten-Unternehmen planen einen Zuwachs des Frauenanteils im Vorstand von über 10 Prozentpunkten. Von den Nicht-Quotenunternehmen sieht nur knapp jedes fünfte Unternehmen (19 %) einen solchen Anstieg vor. Nach aktuellem Stand haben mit 118 knapp zwei Drittel der 186 untersuchten Unternehmen (63,4 %) keine Frau im Vorstand. Von diesen planen 66 Unternehmen weiterhin mit Zielgröße Null bis maximal 2022 und lehnen damit ab, Frauen in den Vorstand zu holen.

„Stehenbleiben ist bei der Gleichberechtigung keine Option. Die Zahlen des WoB-Index von FidAR machen deutlich: Ohne gesetzliche Vorgabe gibt es kaum Fortschritte. Das Prinzip der Freiwilligkeit funktioniert bei Diversity in Deutschland so gut wie nicht“, so Monika Schulz-Strelow. „Daher muss der Gesetzgeber reagieren und mehr Unternehmen mit klaren Vorgaben zum Handeln motivieren. Das gilt gleichermaßen auch für die öffentlichen Unternehmen, die FidAR im Public WoB-Index untersucht. Die Pflicht, Zielgrößen festzulegen, zu veröffentlichen und dann auch transparent über deren Erreichung zu informieren, wird nur bei wenigen Beteiligungen von Bund und Ländern vollumfänglich umgesetzt.“

Der WoB-Index wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die ausführliche Studie zum WoB-Index 185 (Stand 30. April 2019) und die aktuellen Zahlen können unter www.wob-index.de eingesehen werden, die Studie zum Public WoB-Index unter www.public-wob-index.de.

Ihre Ansprechpartnerin

Monika Schulz-Strelow, Präsidentin FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V.
Tel.: +49 (30) 887 14 47 13, E-Mail: monika.schulz-strelow@fidar.de

Pressekontakt:

Matthias Struwe | Eye Communications | Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (7 61) 137 62-21, E-Mail: m.struwe@eyecommunications.de

Über FidAR:

FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die 2006 von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle an. Ziel der Initiative ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. FidAR ist aktives Mitglied im europäischen Netzwerk EWoB - European Women on Board (www.ewob-network.eu). Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.