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Öffentliche Unternehmen Frauenanteil in Chefetagen stagniert

Die Frauenquote für Vorstände börsennotierter Unternehmen tritt heute in Kraft. Dort liegt der Frauenanteil bei den Führungspositionen bei 13 Prozent. In Unternehmen mit staatlicher Beteiligung ist der Anteil zwar höher, stagniert aber.
Seltenes Bild: In öffentlichen Unternehmen ist nur etwa jeder fünfte Chefsessel (22 Prozent) mit einer Frau besetzt. In den Aufsichtsräten sind es 34 Prozent.

Seltenes Bild: In öffentlichen Unternehmen ist nur etwa jeder fünfte Chefsessel (22 Prozent) mit einer Frau besetzt. In den Aufsichtsräten sind es 34 Prozent.

Foto: Jan-Philipp Strobel/ picture alliance / dpa

Der Anteil an Frauen in den Aufsichtsräten großer öffentlicher Unternehmen ist leicht gestiegen, in den Vorständen gibt es dagegen im Jahresvergleich keine Bewegung. Das hat die Organisation "Frauen in die Aufsichtsräte" (Fidar) in ihrem jährlichen Women-on-Board-Index ermittelt, der am Donnerstag vorgestellt wurde. Die Organisation setzt sich seit Jahren für das Thema ein und verfolgt die Entwicklung der Besetzung von Aufsichtsrats- und Vorstandsposten.

Den aktuellen Zahlen zufolge lag der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsräten zum Stichtag 1. Januar bei 34,7 Prozent - ein Plus von 2,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Die öffentlichen Unternehmen liegen damit knapp über der Quote in der Privatwirtschaft, die 33 Prozent erreichte. In den Vorständen blieb der Frauenanteil allerdings unverändert bei 22 Prozent. In den großen Firmen der Privatwirtschaft liegt er bei 13 Prozent. Die Zahlen zur Privatwirtschaft hatte Fidar bereits Ende Mai veröffentlicht.

"Beinah-Stillstand, Stagnation und Rückschritte - das wird der Vorbildfunktion staatlicher Beteiligungen nicht gerecht", kritisierte Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow (72). In der Privatwirtschaft stelle man eine deutlich steilere Lernkurve bei der gleichberechtigten Teilhabe fest. "Die Entscheider bei den Beteiligungen der öffentlichen Hand müssen jetzt liefern", forderte sie.

Untersucht wurde für die aktuelle Studie die Besetzung der Toppositionen in den 263 größten öffentlichen Unternehmen in Deutschland. Das sind Betriebe mit Bundes- oder Landesbeteiligung - etwa Wasserbetriebe, Lotto-, Verkehrs- oder Wohnungsbaugesellschaften, Flughäfen, Unikliniken oder Energiewerke.

Frauenquote für Vorstände tritt in Kraft

Aufsichtsratsposten in großen privaten und öffentlichen Unternehmen werden seit 2016 verstärkt mit Frauen besetzt. Grund ist eine seitdem geltende Vorgabe, dass ab einer bestimmten Firmengröße - in der Regel ab 2000 Beschäftigten - frei werdende Positionen in dem Kontrollgremium mit Frauen besetzt werden müssen, bis mindestens ein Frauenanteil von 30 Prozent in dem Gremium erreicht ist.

Durch eine vor der Sommerpause beschlossene Gesetzesänderung, die an diesem Donnerstag in Kraft getreten ist, gelten nun außerdem Vorgaben für die Besetzung der Vorstände. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen müssen künftig bei Nachbesetzungen in der Topmanagement-Etage sicherstellen, dass mindestens eine Frau dort vertreten ist.

Die zuständige Bundesfrauenministerin Christine Lambrecht (56) verspricht sich davon mehr Bewegung: "Die Zeiten der reinen Männerklubs sind vorbei", sagte die SPD-Politikerin. Quotenregelungen veränderten nicht nur die Zusammensetzung der Führungsgremien, sondern wirkten sich positiv auf die gesamte Unternehmenskultur aus. "Unser Ziel bleibt, dass die wichtigsten Bundesbeteiligungen paritätisch mit Frauen und Männern besetzt werden."

Fidar kritisierte allerdings, dass weiterhin nur ein kleiner Teil der öffentlichen Unternehmen die Festlegung von Zielgrößen als strategisches Instrument nutze, um Ambitionen für mehr Frauen in Führungspositionen zu unterstreichen. Dabei geht es um die Frage, inwiefern ein Unternehmen für die Zukunft mit Frauen in Toppositionen plant oder nicht. Derzeit veröffentlichen rund ein Drittel der 131 Bundes- und Länderbeteiligungen keine Zielgrößen zum Frauenanteil. Von den Beteiligungen der öffentlichen Hand erwarte man hier deutlich mehr, sagte Schulz-Strelow.

mg/dpa-afx

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