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Pressemitteilung zum neuen FidAR WoB-Index 185

FidAR WoB-Index: Flaute im Schatten der Quote – Zahl der Frauen an der Spitze der Wirtschaft steigt nur noch langsam / „Zielgröße Null ist Boykott der Gleichstellung“


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Berlin, 02.05.2018: Die Einführung der Frauenquote vor drei Jahren kann als Erfolg verbucht werden: Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 186 im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie der im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen stieg seit 2015 um 6,1 Prozentpunkte auf 28,1 Prozent. Bei den aktuell 104 der festen Quote unterliegenden Unternehmen kletterte der Wert sogar um 9 Prozentpunkte auf durchschnittlich 30,9 Prozent. Bei den nicht der Quote unterliegenden 82 Unternehmen liegt der Anteil jedoch unter 20 Prozent. Hier wird deutlich, dass freiwillige Vorgaben kaum Wirkung zeigen. Auf der Vorstandsebene der 186 untersuchten Unternehmen stagniert die Entwicklung, der Frauenanteil liegt bei niedrigen 7,3 Prozent, eine Steigerung um nur 2,3 Prozentpunkte in 3 Jahren. Auch die Quoten-Unternehmen erzielen mit 8,2 Prozent einen nur unwesentlich besseren Wert. Dies zeigt der aktuelle Women-on-Board-Index von FidAR mit Stand 14.01.2018. Der WoB-Index misst seit 2010 regelmäßig den Fortschritt beim Frauenanteil in den Spitzenpositionen der Wirtschaft.

„Es tut sich was in Deutschlands Aufsichtsräten. Ein Plus von 9 Prozentpunkten, und das in drei Jahren, zeigt: Die feste Quote wirkt. Doch zeigt sich leider auch, dass Gleichstellung von alleine nicht funktioniert“, betont Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey. „Denn in den Vorständen vieler Unternehmen sind Frauen Fehlanzeige. Aus meiner Sicht ist das eine sehr rückwärtsgewandte Unternehmenspolitik. Solche Männerclubs sind nicht mehr zeitgemäß – das gilt für die Politik wie auch für die Wirtschaft. Da muss mehr passieren. Da, wo die Regeln des Gesetzes nicht eingehalten werden und die Unternehmen nicht begründen, warum sie angeblich keine Frauen für ihre Führungspositionen finden, muss das sanktioniert werden – mit Ordnungsgeldern.“

Erstmals liegt mit der Studie zum WoB-Index auch eine Analyse der individuellen Zielgrößen für den Frauenanteil im Aufsichtsrat, Vorstand und in den zwei obersten Managementebenen vor, die die börsennotierten oder mitbestimmten Unternehmen zum 30. September 2015 festlegen und spätestens bis zum 30. Juni 2017 erreichen mussten. Ferner ist ein Vergleich mit den schon vorliegenden neuen Zielgrößen ab 2017 möglich. 114 der 186 Unternehmen haben bereits neue Zielgrößen ab 2017 mitgeteilt. Die neuen Zielgrößen lassen einen Trend erkennen: Die Zahl der Unternehmen, die mit der Definition der Zielgröße „Null“ die Intention des Gesetzes unterlaufen, ist gesunken. Für die obersten zwei Managementebenen und – wenn auch mit deutlichem Abstand – für die Vorstandsebene ist die Berufung von mehr Frauen zu erwarten. Dass zwei Drittel der Unternehmen, die schon neue Zielgrößen vorgelegt haben, der gesetzlichen Quote unterliegen, unterstreicht deren Auswirkungen auf unternehmensinterne Bereiche. Das zeigt: Der Kulturwandel in den Unternehmen hin zu einer stärkeren Diversity hat begonnen – dabei gehen die Quotenunternehmen voran.

„Das Quotengesetz wirkt dort, wo verbindliche Vorgaben gemacht wurden. Sie hat für eine zahlenmäßige Veränderung in den Aufsichtsräten gesorgt. Aber es fehlt die Breitenwirkung. In den wichtigen Ausschüssen der Aufsichtsräte ist der Frauenanteil nach wie vor niedrig. Und die Vorstände sind größtenteils weiterhin von Männern dominiert“, betont FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. „Bei der Festlegung der freiwilligen Zielgrößen zeigt sich, welche Unternehmen sich ernsthaft um Verbesserung der Gleichstellung bemühen. „45 Prozent der Unternehmen, die keine Frau im Vorstand haben, planen mit der Zielgröße Null, also weiterhin keine Frau für den Vorstand. Wenn man bedenkt, dass die neuen Fristen der Umsetzung 5 Jahre betragen ist das ein absoluter Boykott der Gleichstellung. Zwar sind es deutlich weniger als die 65 Prozent im Jahr 2015, aber weiterhin viel zu viele! Es ist richtig, dass die Bundesregierung hier die Gangart verschärft, Sanktionen ankündigt und Unternehmen, die mit Zielgröße Null planen, eine Begründung abverlangt.“

Zahlen des WoB-Index 185 im Überblick

Im WoB-Index 185 werden die im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie die im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen untersucht. Die Studie ermöglicht den direkten Vergleich der aktuell 104 Unternehmen, die unter die feste Quote fallen, mit den 82 DAX-Unternehmen, die lediglich Zielgrößen definieren und veröffentlichen müssen. Mit Stand 14.01.2018 liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 186 Unternehmen bei 28,1 Prozent (2015: 19,9 %). Die aktuell 104 börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen erreichen bereits 30,9 Prozent (2015: 21,9 %), die 82 nicht der Quote unterliegenden DAX-Unternehmen nur 19,6 Prozent. Der Frauenanteil in den Vorständen der 186 Unternehmen beträgt 7,3 Prozent (2015: 5 %). Bei den 104 börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen liegt der Wert mit 8,2 Prozent Frauen im Vorstand (2015: 4,9 %) nur unwesentlich höher, während bei den 82 Nicht-Quoten-Unternehmen nur 5,8 Prozent erreicht werden. 19 der 186 Unternehmen (10,2 %) haben immer noch frauenfreie Führungsetagen und weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand eine Frau. Von den aktuell 104 börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen hat jedes mindestens eine Frau im Aufsichtsrat, 71 Unternehmen haben allerdings keine Frau im Vorstand.

Der WoB-Index wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die ausführliche Studie zum WoB-Index 185 kann unter www.wob-index.de eingesehen werden.

Ihre Ansprechpartnerin

Monika Schulz-Strelow, Präsidentin FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V.
Tel.: +49 (30) 887 14 47 13, E-Mail: monika.schulz-strelow@fidar.de

Pressekontakt:

Matthias Struwe | Eye Communications | Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (7 61) 137 62-21, E-Mail: m.struwe@eyecommunications.de

Über FidAR:

FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e.V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die 2006 von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle an. Ziel der Initiative ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. FidAR ist aktives Mitglied im europäischen Netzwerk EWoB- European Women on Board (www.ewob-network.eu). Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.